Eingerissene Mundwinkel können ein Warnzeichen sein
Sogenannte Rhagaden, kleine Risse in der Haut, treten häufig in den Mundwinkeln, bisweilen aber auch an den Füßen, den Gelenkbeugen, im Analbereich oder an den Ohren auf. Wer länger damit Probleme hat, sollte ärztlichen Rat einholen.
Sie werden meist in erster Linie als ästhetisches Problem wahrgenommen: kleine Hauteinrisse, die vor allem auf den Lippen und in den Mundwinkeln stören. Daneben können diese sogenannten Rhagaden bei Bewegungen Schmerzen verursachen. In frühen Stadien lassen sie sich sehr gut selbst behandeln, am besten mit einer Salbe mit Harnstoff, Zink und/oder Dexpanthenol.
Auch auf eine gründliche Hygiene sollte man achten, da die Hautbarriere an den gerissenen Stellen löchrig ist und Keime daher leichter eindringen können. Nach der Abheilung sollte man darauf achten, dass die Lippen nicht zu trocken werden; zu feucht sollte man sie allerdings auch nicht halten, denn beides begünstigt die Entstehung der Risse. Rhagaden können neben dem Mundbereich auch am Ohrläppchen und am Übergang des Außenohres, zwischen den Zehen und unter der Fußsohle, im Analbereich und in Gelenkbeugen auftreten.
Neben Austrocknung oder zu viel Feuchte kann auch eine Verletzung, nachlassende Elastizität der Haut oder Kälte die bis in die Lederhaut reichenden Risse verursachen. Weniger harmlose Auslöser kommen indes ebenfalls infrage. Neurodermitis, Stoffwechselstörungen, Pilzinfektion – drei von vielen potenziellen Ursachen„Wenn die Rhagaden nicht nach kurzer Zeit wieder verschwinden oder immer wieder auftreten, ist dringend eine Rücksprache mit einem Hautarzt oder einer Hausärztin zu empfehlen“, erklärt die Dermatologin Dr. Sybille Thoma-Uszynski, die in Berlin-Mitte praktiziert, „denn oftmals sind die Risse das Symptom einer gravierenden Erkrankung, die auf jeden Fall behandelt werden sollte.“
Als Beispiele nennt die Hautexpertin Neurodermitis, Schuppenflechte, Herpes, Stoffwechselstörungen, Ekzeme, Magenschleimhauterkrankungen und Pilzinfektionen der Mundschleimhaut. Auch ein Mangel an Vitamin B12 und/oder Eisen könne Rhagaden begünstigen. „Und nicht zuletzt können Rhagaden auf eine allergische Reaktion zurückgehen“, wie Allergologin Dr. Thoma-Uszynski weiß.
Angesichts dieser langen Liste erscheinen die kleinen Risse nicht mehr vorrangig als kosmetische Herausforderung. Wer vorbeugend etwas gegen sie tun will, sollte die Haut regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden Cremes bedenken, sich ausgewogen ernähren und eine sorgfältige Körperhygiene pflegen. Und dem Impuls widerstehen, mit der Zunge über die trockenen Lippen zu fahren