Seelische Leiden als Symptome auf der Haut

„Die Haut ist der Spiegel der Seele“ - diese Redensart ist vielen Menschen geläufig und in der Tat gibt es einen Zusammenhang zwischen seelischer Gesundheit und entsprechenden Symptomen auf der Haut. Doch nicht alle Hauterkrankungen sind automatisch psychosomatischer Natur.

Ein drastisches Beispiel für die Verbindung von Psyche und Hautgesundheit ist der Dermatozoenwahn. Dieser Wahn ist eine Wahrnehmungsstörung, bei der Betroffene die Vorstellung haben, dass sich Lebewesen wie Würmer oder Insekten unter der eigenen Haut befinden und sich bewegen. Dies führt zu Angst und Juckreiz. Diese Menschen sind davon überzeugt, ihr Haut sei von Parasiten befallen. Sie fügen sich selbst Wunden zu oder benutzen teilweise ätzende Reinigungsflüssigkeiten, um sich von diesen Parasiten zu befreien. Mit solchen und weiteren Krankheitsbildern beschäftigt sich die psychosomatische Dermatologie. Dieser Teilbereich der Dermatologie unterteilt Hautkrankheiten (Fachbegriff: Dermatosen) in drei Bereiche. Und zwar in Hautkrankheiten, die rein psychischer Natur sind bzw. aus psychischen Störungen heraus entstehen, multifaktorielle Hautkrankheiten, deren Verlauf durch psychische Faktoren beeinflusst werden und sekundäre psychische Störungen infolge schwerwiegender Hautkrankheiten wie Tumoren. Akne, eine weit verbreitete Hauterkrankung, gehört zu den multifaktoriellen Dermatosen. Allein wegen des Namens Neurodermitis sind viele Menschen davon überzeugt, dass es sich dabei um eine psychisch bzw. nervlich bedingte Krankheit handelt. „In der Tat stammt die Bezeichnung aus dem 19. Jahrhundert als man der Ansicht war, dass die Ursache für diese Erkrankung eine Nervenentzündung sei“, erklärt Dr. Sybille Thoma-Uszynski, Dermatologin in Berlin Mitte. Mittlerweile ist diese Sichtweise zwar widerlegt, aber der Name wird trotzdem weiterhin häufig verwendet. Japanische Wissenschaftlicher haben herausgefunden, dass einige Neurodermitiker durch psychische Faktoren beeinflussbar sind, allerdings existieren auch sogenannte „Ruhe-Neurodermitiker“, bei denen äußerer Stress die Erkrankung stabilisiert und nicht verschlechtert. Stress wirkt sich im allgemeinen negativ auf die Haut aus. Sehr häufig findet das sogenannte „Skin picking“ statt. Dabei ziehen sich Menschen Haare heraus oder kratzen Pickel auf. Dies geschieht halbbewusst und wird von den Betroffenen oftmals in Stresssituationen durchgeführt. Im Vergleich zu Borderline-Erkrankungen, bei denen beispielsweise Hautritzungen vorgenommen werden, ist das Aufkratzen von Pickeln noch „harmlos“. Starke Selbstverletzungen der Haut wie Ritzungen beruhen auf psychischen Störungen und unbewussten, verdrängten Vorgängen. „Für die Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen ist Einfühlungsvermögen gefragt und Betroffene müssen erst langsam an die Diagnose herangeführt werden“, erläutert Dr. Thoma-Uszynski. Wie bei vielen anderen Redensarten ist also an dem Spruch: „Die Haut ist der Spiegel der Seele“ schon etwas dran, dabei sind die Zusammenhänge teilweise komplex. Doch ganz gleich, welche Hauterkrankung vorliegt und ob diese unter Umständen psychosomatischer Natur ist oder nicht, Betroffene sollten nicht zögern, ihren Hautarzt aufzusuchen. Denn je früher die Ursachen erkannt sind, desto besser kann die Behandlung durchgeführt werden.