Müde durch Schuppenflechte?
Forscher gehen der Vermutung nach, dass Schuppenflechte-Patienten verstärkt unter einer sogenannten Fatigue leiden. Das Ermüdungssyndrom äußert sich in dauerhafter Erschöpfung und Antriebsmangel.
Eine Fatigue kann mit vielen Erkrankungen einhergehen, beispielsweise Krebs, Multiple Sklerose, Morbus Crohn oder auch mit rheumatoider Arthritis. Die an letztgenannter Erkrankung Leidenden sind zu 40 bis 80 Prozent vom chronischen Müdigkeitssyndrom betroffen. Fatigue bedeutet einen Mangel an Energie und Tatkraft, ein dauerhaftes Erschöpfungsgefühl, körperliche Schwäche. Einfach länger und/oder öfter zu schlafen verschafft keine Besserung. Damit büßen die Betroffenen nicht nur Lebensqualität ein; die Fatigue kann auch Alltagsgefahren erhöhen, etwa im Straßenverkehr, wo Müdigkeit kein empfehlenswerter Begleiter ist.
Unklar ist bisher, ob auch an Schuppenflechte (Psoriasis) Erkrankte signifikant unter Fatigue leiden. Belegt ist dieser Zusammenhang bereits bei der Psoriasis-Arthritis (PSA), also einer Schuppenflechte mit Gelenkbeteiligung. Eine französische Studie erbrachte unlängst, dass eine Fatigue gleich hinter dem Schmerz das zweitrelevanteste Symptom für PSA-Patienten darstellt. Grundlage dieser Erkenntnis sind Befragungen von 246 Patienten aus 13 Ländern.
„Eine besondere Herausforderung für die Diagnostik liegt darin, dass eine Fatigue häufig in Verbindung mit einer Depression auftritt. Beide Problematiken verstärken sich gegenseitig und werden zudem vom Schmerzgeschehen beeinflusst“, erläutert die in Berlin-Mitte ansässige Hautärztin Dr. Sybille Thoma-Uszynski.
Studien: Fehlanzeige
Diesem schwierig zu durchdringenden Geflecht dürfte es nicht zuletzt zuzuschreiben sein, dass die Forschung den Zusammenhang zwischen Schuppenflechte (ohne Gelenkbeschwerden) und Fatigue bisher nicht in Angriff genommen hat. Als norwegische Wissenschaftler kürzlich die Forschungslandschaft sichteten, um sich einen Überblick zu verschaffen, konnten sie keine einzige Studie zu dem Thema ausfindig machen.
Lediglich indirekt – über Angaben zur Lebensqualität – konnten manchen Arbeiten Hinweise entnommen werden, zu wenig jedoch für wissenschaftlich valide Aussagen. Die Hinweise hielten die Norweger jedoch für deutlich genug, um dringend gezielte Forschungen anzumahnen. Deren Ergebnisse könnten vielen Schuppenflechte-Patienten Entlastung bringen. Schon allein durch das Wissen, dass die Erkrankung – und nicht etwa man selbst – für die Dauermüdigkeit verantwortlich ist.