Bitter für Allergiker: Ambrosia auf dem Vormarsch

Das Beifußblättrige Traubenkraut, bekannter als Ambrosia, breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Für Allergiker ist das eine schlechte Nachricht, denn die Pollen sind hochallergen – und fliegen bis in den Oktober hinein.

Vermutet wird, dass der Eindringling mit einer Ladung Vogelfutter aus Nordamerika nach Deutschland gelangt ist. Hier hat er schnell Fuß gefasst und verdrängt seitdem erfolgreich die einheimische Konkurrenz. Die Rede ist vom Beifußblättrigen Traubenkraut, das auch den klangvollen Namen Ambrosia trägt. Mit einer „Speise der Götter“, so die griechisch-mythologische Bedeutung des Wortes Ambrosia, hat das Kraut allerdings nicht viel gemein. Eher wäre die Bezeichnung „Höllenpflanze“ angebrachter.

Der Grund: Die Ambrosia-Pollen sind hochallergen, und eine einzige Pflanze kann in ihrem einjährigen Lebenszyklus bis zu eine Milliarde davon absondern. Damit nicht genug: Die in etwa mannshohe Pflanze blüht erst ab ungefähr Mitte Juli, so dass sich ihre Pollenflugsaison bis in den Oktober hinein zieht. „Für Allergiker resultiert daraus nicht nur eine stärkere Reizung, die sich in heftigem Asthma und Heuschnupfen, aber bisweilen auch in Hautentzündungen äußert“, erläutert die Berliner Dermatologin und Allergologin Dr. Sybille Thoma-Uszynski, „sondern auch eine deutliche Verlängerung der alljährlichen Leidenszeit.“

Wie der Dieselskandal die Allergieproblematik anheizt

Verschärft wird die Situation durch die hohe Stickstoffdioxid-(NO2)-Konzentration an deutschen Straßenrändern. Seit Bekanntwerden des Dieselskandals weiß die Öffentlichkeit um die schädlichen Wirkungen des Gases, das in viel größerem Maße aus Dieselauspuffen strömt als zuvor angenommen. Auch Allergiker haben dadurch mit gereizteren Schleimhäuten zu kämpfen. Das ist aber noch nicht alles.

Ambrosia reagiert ebenfalls auf NO2, denn die Pflanze wird durch das Gas unter Stress gesetzt. Vor allem an Straßenrändern zeigt sie sich daraufhin aggressiver als normal, wie Wissenschaftler des Münchener Helmholtz-Zentrums herausgefunden haben. Konkret heißt das: Der Anteil allergener Proteine in den Pollen steigt, und zwar um das Zwei- bis Zehnfache. Für die bereits durch das NO2 geschwächten Allergiker bedeutet das eine wesentlich gravierendere Belastung.  

Den Betroffenen bleibt einstweilen nur die Hoffnung, dass die Ausbreitung der Ambrosia gestoppt wird. Noch agiert die Politik hierzulande zögerlich, doch in der Schweiz konnte das Kraut dank beherzter Maßnahmen bereits deutlich zurückgedrängt werden. Wer selbst Hand anlegen möchte, sollte die Pflanzen mit Handschuhen und bestenfalls auch Mundschutz ausreißen und in einer Plastiktüte zum Restmüll geben.