Antibiotika können Hautinfektionen begünstigen

Durch zu häufige und ungezielte Gabe von Antibiotika kann das mikrobielle Gleichgewicht der Haut leiden. Die Folge sind oft Infektionen, die bedrohlich werden können.

Für viele Menschen ist der Gedanke gewöhnungsbedürftig (oder verdrängungswürdig): Unsere Haut ist von Billionen von Mikroorganismen besiedelt, Pilze, Milben, Bakterien. Sie ergeben zusammen die sogenannte Hautflora und erfüllen eine wichtige Aufgabe, indem sie das Immunsystem trainieren und zugleich als eine Art „Türsteher“ fungieren.

Wenn fremde Mikroorganismen in die Haut eindringen wollen, müssen sie nämlich zuerst an den residenten Organismen vorbei. Überdies tragen die Ein- und Wenigzeller mit ihren Stoffwechselprodukten zum Wohlergehen der Haut bei. Eine ausgewogene Besiedlung mit diesen Mikrolebewesen ist also ein Zeichen für eine gesunde Haut.

Störungen des mikrobiellen Gleichgewichts drohen jedoch aus verschiedenen Richtungen, und eine davon bilden Antibiotika. Nach Einschätzung dermatologischer Experten führt eine allzu oft unkritische Gabe von Antibiotika zu einem steigenden Risiko für Hautinfektionen. Denn oftmals schwächen die Medikamente den natürlichen Hautflora-Schutzschild. Hinzu kommt, in allen medizinischen Fachgebieten, das grundlegende Problem, dass immer mehr Antibiotika ihre Wirkung einbüßen.

„Die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika lassen keinen Zweifel daran, dass diese Medikamentengruppe nur verordnet werden sollte, wenn eine Heilung anders nicht zu erreichen ist“, betont die Hautärztin Dr. med. habil. Sybille Thoma-Uszynksi aus Berlin-Mitte, „alles andere ist ein Bärendienst am Patienten.“ Insbesondere Breitbandantibiotika, so kritisieren auch Thoma-Uszynskis Kollegen, werden von vielen Ärzten zu leichtfertig verordnet. Als Konsequenz daraus sprechen manche Infektionserreger wie das verbreitete Haufenbakterium Staphylokokkus aureus bereits nicht mehr auf Antibiotika an.

Es ist daher im Sinne der Patienten, wenn ihre Behandler bei der Antibiotika-Gabe zögerlich vorgehen. Nicht nur wegen der belebten Hautflora.